Jacek Grabowski
Kreuzmedien

Halten die Cookies stand?

Mit der Ankündigung von Antonego Chavez, stellvertretender Direktor des Privacy Sandbox-Projekts, am 22. Juli war die Medienwelt in Aufruhr: Die Unterstützung für Third-Party-Cookies im Chrome-Browser wird fortgesetzt. Ist das alles? Werfen wir einen Blick auf das Thema.

– Artikel von Jacek Grabowski, Datenschutz- und Privatsphäre-Berater bei Gemius.

Wettbewerb vs. Datenschutz

Googles Erklärung kam etwas überraschend. Das Unternehmen sprach bereits 2019 über den Aufbau einer „Privacy Sandbox“. Diese Arbeiten begannen als Reaktion auf wachsende Bedenken und Reputationsrisiken im Zusammenhang mit Datenschutzbedrohungen durch Tracking-Techniken. Die ICO, Großbritanniens Datenschutzbehörde, unterstützte die Arbeit an der Privacy Sandbox. Solche Ankündigungen standen im Einklang mit den Maßnahmen anderer Browserhersteller, die nach und nach Third-Party-Cookies einschränkten oder blockierten.

Googles Plan zur Abschaffung von Third-Party-Cookies stieß jedoch von Anfang an auf starken Widerstand von Werbetreibenden und Verlegern. Die CMA, die britische Wettbewerbsbehörde, hörte auf die Stimmen der Branche und hatte ebenfalls ernsthafte Bedenken. Werbetreibende und Verlage argumentierten, dass die Privacy Sandbox Googles Dominanz im Adtech-Bereich weiter stärken würde, da das Unternehmen zum Eigentümer und Betreiber der neu konfigurierten Zielinfrastruktur würde. Dies würde bedeuten, dass Werbetreibende und Verleger noch stärker vom Technologieriesen abhängig wären.

Vorschlag: den Nutzern die Entscheidung überlassen

Googles Vorschlag für einen „dritten Weg“, der auf der Wahlmöglichkeit der Verbraucher auf Browserebene basiert, könnte den beiden britischen Regulierungsbehörden einen relativ einfachen Ausweg aus dem Dilemma bieten: Lasst die Nutzer entscheiden!

Man könnte sagen – schließlich entscheiden Nutzer schon jetzt über die Verwendung von Cookies in den Cookie-Pop-ups. Dies stimmt jedoch nur, wenn die Wahl transparent und benutzerfreundlich ist. Oft hat der Nutzer in der ersten Informationsschicht keine klare Wahl und muss zudem aktiv zustimmen oder seine Entscheidung ändern. In einer solchen Situation kann man schwer behaupten, dass die Entscheidungen der Nutzer vollständig transparent und gültig sind.

Reaktion von IAB Europe

In einem Beitrag hebt IAB Europe zwei Schlüsselpunkte hervor, die in jedem alternativen Ansatz berücksichtigt werden sollten, der in Chrome implementiert wird.

Zum einen weist die IAB darauf hin, dass die Einwilligungsmechanismen bereits durch Branchenstandards geregelt sind, die im Rahmen bestehender Vorschriften entwickelt wurden. Aus dieser Perspektive ist unklar, wie eine Entscheidung des Nutzers, bevor er eine bestimmte Website besucht und die gesetzlich vorgeschriebenen Informationen erhält, behandelt werden soll. Ist eine solche Entscheidung wirklich informiert und spezifisch? Es ist jedoch anzumerken, dass Nutzer seit Jahren in der Lage sind, Third-Party-Cookies über die Browsereinstellungen oder mit Hilfe von Blocker-Plugins zu verwalten. Der Vorschlag könnte daher gut in diese bestehende Praxis passen.

Der zweite Punkt, den IAB Europe anspricht, ist die Analogie zu Apples ATT-Fall, der zu Nachteilen für Verlage führte und derzeit in mehreren EU-Ländern kartellrechtlich untersucht wird.

Am Ende ihrer Stellungnahme fordert IAB Europe Google auf, die Entwicklung in enger Zusammenarbeit mit branchenüblichen Standardsetzungsorganisationen durchzuführen.

Was kommt als Nächstes?

Google wird den Nutzern eine Wahlmöglichkeit bieten. Es gibt noch keine detaillierten Informationen, aber man kann sich vorstellen, dass Google den Nutzern drei Optionen anbieten könnte:

  1. Third-Party-Cookies deaktivieren – Inhalte und Werbung können zufällig sein und mich nicht interessieren;
  2. Third-Party-Cookies deaktivieren, aber Inhalte und Werbung an meine Interessen anpassen (in Zusammenarbeit mit Google – Verwendung des Privacy Sandbox-Tools);
  3. Third-Party-Cookies aktivieren und Inhalte und Werbung an meine Interessen anpassen.

Die britische Wettbewerbsbehörde (CMA) hat angekündigt, dass sie eng mit der ICO zusammenarbeiten wird, um Googles neuen Ansatz zur Privacy Sandbox sorgfältig zu prüfen, und ist offen für Rückmeldungen von Interessengruppen bis zum 12. August dieses Jahres.
Die Unsicherheit über die spezifischen Lösungen bleibt daher hoch.

Gemius-Lösungen für Verlage und Werbetreibende rechtlich konform

Unabhängig von der ausgearbeiteten Lösung glauben wir, dass die Abschaffung von Third-Party-Cookies weiter voranschreiten wird. Deshalb haben wir auf die Ankündigungen und Änderungen reagiert und entsprechende Anpassungen in unseren Studien vorgeschlagen. In Zusammenarbeit mit den Beteiligten haben wir im Rahmen der gemiusAudience-Studie (in Polen: Mediapanel) methodische und organisatorische Lösungen entwickelt, die den Änderungen, die sich unserer Kontrolle entziehen, gerecht werden – insbesondere der Einschränkung der Cookie-Nutzung. Die von uns unternommenen Bemühungen geben uns die Zuversicht, dass wir trotz aller Änderungen weiterhin Daten für unabhängige Medienforschung bereitstellen können. Das bedeutet, dass wir unseren Kunden – wie immer – rechtmäßige Forschungslösungen anbieten, die sicher für die untersuchten Entitäten und die Empfänger der Medienergebnisse sind.

Jacek Grabowski,
Datenschutz- und Privatsphäre-Berater bei Gemius.