
Big Data, großes Problem
Die beliebteste Suchmaschine benötigt 15 Sekunden, um 739.000.000 Treffer zu „Was ist Big Data?“ zu liefern. Diese beeindruckende Anzahl von Definitionen und Beschreibungen kann eine tiefere Untersuchung entmutigen. Doch diese Zahlen zeigen das Gewicht des Phänomens. Denn es handelt sich tatsächlich um ein Phänomen. Unabhängig von der Definition müssen wir alle zustimmen, dass Big Data ein Wunder des heutigen virtuellen Raums ist, in dem sich die reale und die digitale Welt auf fast jeder Ebene überschneiden und grenzenlose Datenpools erzeugen. Dies lässt sich in den tatsächlichen Wert eines Unternehmens umsetzen – und in erhebliche Gewinne.
Daten: Einblick in Investitionen
Netflix hat dieses Potenzial erkannt und darauf basierend eine Investitionsentscheidung getroffen. Das Unternehmen investierte etwa 100 Millionen US-Dollar in die Produktion von 26 Episoden der inzwischen berühmten Serie „House of Cards“. Durch Datenanalyse erhielt Netflix neun Emmy-Nominierungen. Die aus sozialen Medien gewonnenen Informationen, die zur Erstellung demografischer Nutzerprofile und zur Analyse der Kommentare und Statistiken genutzt wurden, gaben Netflix das Vertrauen, dass sich die Investition lohnen würde.
Das ist nicht das einzige Beispiel für das Potenzial von Big Data. Der Finanzsektor nutzt die gewonnenen Informationen zur Förderung von Produkten und zur Bewertung des Kreditrisikos seiner Kunden. Die Automobilindustrie sammelt und analysiert bereits Daten über Autos, um das Design an den Geschmack der Käufer anzupassen und den Komfort der Nutzung zu verbessern. Durch die Verknüpfung scheinbar nicht zusammenhängender Daten aus einer wachsenden Anzahl von Quellen kann ein Unternehmen Wissen über seine Kunden auf einer beispiellosen und bisher unvorstellbaren Ebene erlangen. Die Möglichkeiten zur Nutzung von Big Data sind so groß wie die Datenmenge selbst – und genauso wertvoll. Was wäre Facebook ohne die Möglichkeit, die täglich gesammelten Daten tatsächlich zu nutzen?
Es ist daher nicht verwunderlich, dass Fragen aufkommen, wie das Potenzial von Big Data geschützt werden kann, wer die Informationen besitzt und welchen tatsächlichen Wert sie haben. Wie kann Exklusivität gewährleistet oder zumindest das Risiko minimiert werden, das mit der zunehmenden Nutzung solcher Daten verbunden ist?
Exklusivität, Datenbesitz, Urheberrechte, Datenbanksicherheit, Schutz von Datenbankbestandteilen, Lizenzen, Datenschutz und Schutz persönlicher Daten, sichere Verarbeitung, Softwareverarbeitung vs. Open-Viral-Lizenz, M&A-Angebote, Daten vs. Public Domain usw. – die rechtlichen Fragen im Bereich Big Data sind zahlreich.
Was sind Datenspeicher im rechtlichen Sinne?
Unternehmen, die Big Data monetarisieren, haben viele Möglichkeiten, zumindest ein Grundniveau an Schutz sicherzustellen. Es gibt auch Vorschriften, die diesen Unternehmen helfen sollen. Doch fangen wir mit den Grundlagen an. Was ist Big Data im rechtlichen Sinne? Und wem gehört es eigentlich?
Natürlich hängt dies vom jeweiligen Fall ab. Wenn es jedoch um strukturierte Daten geht (d.h. solche, die nach einer bestimmten Methode oder nach bestimmten Kriterien gesammelt wurden), bieten die ersten rechtlichen Regelungen in der Regel den Schutz von Datenbanken. Auf EU-Ebene wurden einige Versuche unternommen, um den rechtlichen Schutz dieser Speicher zu gewährleisten. Die betreffende Richtlinie definiert eine Datenbank als eine Sammlung von unabhängigen Werken, Daten oder anderen Materialien, die systematisch oder methodisch geordnet und einzeln elektronisch oder auf andere Weise zugänglich sind und bei deren Beschaffung, Überprüfung oder Darstellung ein erheblicher qualitativer oder quantitativer Aufwand erforderlich ist[i]. Es gibt Beispiele für Gerichtsentscheidungen, in denen Spielpläne, Gedichtsammlungen oder Gerichtsurteile als Datenbanken anerkannt wurden. In Anlehnung daran könnte man sagen, dass auch jede Speicherung verarbeiteter analytischer Daten, die von Website-Nutzern generiert wurden, oder Berichte über die Effektivität von Online-Werbekampagnen Datenbanken sind.
Wem gehört das überhaupt?
Es ist von entscheidender Bedeutung zu klären, ob eine Sammlung von Informationen im rechtlichen Sinne eine Datenbank darstellt, da dies bestimmte Rechte mit sich bringt, die den berechtigten Personen den Datenbankschutz ermöglichen. Wer hat dieses Recht? Die Vorschriften sprechen vom Begriff des „Datenbankherstellers“. Dies bedeutet jede Person oder Organisation, die das Investitionsrisiko in Verbindung mit der Erstellung der Datenbank getragen hat. Anders gesagt: Jede Person, die Geld in die Erstellung der Datenbank investiert hat. Dies kann der Fall bei einem Website-Publisher sein, der spezifische Analysetools erwirbt, um statistische Daten zu sammeln und zu veröffentlichen, oder bei einer Agentur, die einen Bericht über die Effektivität ihrer Werbekampagne in Auftrag gibt. Solche Entitäten besitzen die exklusiven Rechte an der Datenbank. Diese Rechte sind sowohl Eigentumsrechte als auch übertragbar, was bedeutet, dass sie Gegenstand von Verträgen sein können und ein definierbares Vermögenswert darstellen. Das Recht umfasst das Herunterladen der Daten und deren anschließende Nutzung. In einfachen Worten bedeutet dies, dass die gesamte Datenbank oder ein wesentlicher Teil davon auf jeden beliebigen Datenträger übertragen und auf jede Weise oder in jeder Form veröffentlicht werden kann. Außerdem kann die Datenbank oder Teile davon der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden, und Kopien können auch online ohne Lizenz verbreitet werden.
Zum Beispil im polnischen Recht wird dieser Schutz für fünfzehn Jahre nach der Erstellung der Datenbank gewährt, mit der Möglichkeit der Verlängerung. Wird das Recht innerhalb dieses Zeitraums verletzt, z. B. durch unbefugtes Kopieren oder Veröffentlichen einer Datenbank, hat der Rechteinhaber das Recht, eine Entschädigung zu fordern – entweder durch eine öffentliche Entschuldigung oder eine finanzielle Entschädigung. Alle diese Maßnahmen stehen im Rahmen der Vorschriften zum Schutz von Datenbanken zur Verfügung – und es gibt noch mehr Möglichkeiten.
Die Details zu den geltenden Vorschriften und den jeweiligen Umständen sollten von der Rechtsabteilung für jeden Fall separat geprüft werden, um die eigenen Interessen bestmöglich zu sichern. Der Ausgangspunkt besteht jedoch darin, sich der Möglichkeiten bewusst zu werden und dieses Wissen zu nutzen, damit Big Data nicht zu einem großen Problem wird.
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